Das Leben ist eine Reise. Nimm nicht zuviel Gepäck mit. Billy Idol
Kurzentschlossen buche ich ein Wochenende auf Fehmarn. Unser Ziel: Am Strand spazieren gehen und den Wind um die Nase wehen lassen. Wir werden uns einfach "treiben lassen" und das machen, wozu wir gerade Lust haben.
Reiseplanung:
Eine großartige Reiseplanung entfällt. Die Strecke ist klar, ich kenne die Insel halbwegs (schließlich habe ich hier mal gewohnt) und da wir zum Wohnmobil-Stellplatz des Campingplatzes am Wulfener Hals fahren, ist vermutlich sowieso für jede Menge Abwechslung gesorgt. Da es leider nur ein Kurztrip ist, sind unsere Aktivitäten sowieso limitiert. Wir lassen uns treiben und dann entscheiden wir spontan. Das sind sowieso die besten Entscheidungen. Hoffen wir nur, dass das Wetter einigermaßen hält und wir auch noch einige Sonnenstunden abbekommen.
Camping Wulfener Hals, 21.09.2018
Wetter: 20 C ° ⛅️ ☔
Da wir ohne
Wohnmobil fahren und einen Miet-Wohnwagen gebucht haben, entfällt jegliche Vorbereitung.
Einfach nur ein paar Kleider für das Wochenende in den Koffer packen und schon kann es losgehen. Ca. 600 km liegen vor uns. Die Hauptferienzeit ist vorbei, deshalb kommen wir ohne Stau gut voran.
Es geht über die 926 m lange, bekannte Fehmarnsundbrücke auf die Insel, die zwischen Kieler und Mecklenburger Bucht liegt. Die
Fehmarnsundbrücke verbindet die Insel mit dem Festland und beim Überqueren der Brücke genießen wir ein spektakuläres Panorama. Wir folgen dem Hinweis des Camping- platzebetreibers und nehmen die
erste Abfahrt hinter der Fehmarn-sundbrücke Richtung Avendorf, weiter auf der K43 Blieschendorfer Allee nach Burg. Erster Kreisel Richtung Wulfen, dann zum Wulfener Hals, wo unser "Zuhause auf
Zeit" für die nächsten paar Tage liegt.
Es ist das erste Mal, dass wir einen Miet-Wohnwagen gebucht haben. Für uns heißt das, eine schnellere Anreise mit dem PKW und trotzdem die Annehmlichkeiten eines Camping-platzes zu genießen.
Alternativ hätte ich natürlich auch bei der IFA, meinem ehemaligen Arbeitgeber, ein Apartment mit Blick auf die Ostsee buchen können. Aber ein Apartment hat eben kein Campingplatz-Feeling. Und da wir unserem Wohnmobil noch immer hinterhertrauern, ist das jetzt eine perfekte Alternative.
Genau genommen, ist es das erste Mal, dass wir in einem Wohnwagen schlafen. Die Küche werden wir wohl nur für Frühstück und Kaffee nutzen, schließlich wollen wir die örtliche Gastronomie auch etwas verdienen lassen. ;)
Camping Wulfener Hals, 22.9.2018 Samstag 17 C ° ⛅️ 💨☔
Heute werde ich Herrn Erdmann mal "meine Insel" zeigen. Wir waren ja gestern schon kurz unterwegs, aber leider hatte das Wetter nicht mitgespielt. Heute scheint die Sonne und einer Inseltour steht nichts im Wege. Vorher gibt es aber erst einmal Frühstück. Einmal kurz umdrehen und schon ist der Tisch mit allem gedeckt. Frische Brötchen vom Campingshop holen und einem gemütlichen Frühstück steht nichts mehr im Wege. Unbedingt zu empfehlen ist Fehmarnscher Rapshonig - weißer, streichzarter Honig, nicht zu süß mit einem ganz eigenen Geschmack. Sehr lecker!
Dann kann es losgehen. Unser erstes Ziel auch heute zunächst Burg. Ein kurzer Bummel durch die Hauptstraße, die hier Breite Straße heißt. Warum? Na, weil sie eben breit ist. Hier steht groß, rot und majestätisch am Markt 1 das Rathaus.
Um den kopfsteingepflasterten Marktplatz reihen sich zahlreiche Geschäfte, die in den meist schönen alten Häusern untergebracht sind.
Ein Besuch lohnt sich auch im Insel-Museum, Breite Straße 49 www.museum-fehmarn.de. Direkt nebenan die um 1230 erbaute Kirche St. Nikolai. Eine evangelisch-lutherische dreischiffige Hallen Kirche. Ist wirklich schön. Also einfach mal reingehen. Insbesondere die alten Kirchenbänke mit den Namen der Insel-Familien, von denen heute noch die meisten auf der Insel leben.
Weiter gehts über den kopfsteinge-pflasterten Staakensweg zum Hafen in Burgstaaken. Hier legen hauptsächlich Kutter an und früher auch die "Butterschiffe", die bekannt und beliebt waren wegen des zollfreien Einkaufs für Zigaretten, Alkohol und Parfüm. Heute gibt es die nicht mehr, aber dafür liegt im Hafen ein altes U-Boot, das besichtigt werden kann. Nix für mich mit meiner Platzangst. Und natürlich gibt es hier auch frischen Fisch im Lädchen der Fischerei-genossenschaft. Zum Mitnehmen oder fertig zubereitet. Eigentlich sollte es für mich ja nur ein Fischbrötchen zum Mitnehmen werden. Tatsächlich wird es dann eine große Portion gebackener Fisch mit Kartoffelsalat für jeden. Sehr lecker, aber viel zu viel.
Diese Kalorien müssen jetzt wieder abgearbeitet werden. Deshalb geht es in den Nordosten der Insel Fehmarn zum Naturschutzgebiet. Zunächst aber zum
Fährhafen in Puttgarden, der eine wichtige Verbindung nach Dänemark und nach Skandinavien darstellt. Hier fahren die Fährschiffe
Richtung Norden und bringen Autos, LKWs, Busse und eine Besonderheit - auch Bahnreisende - nach Skandinavien. Gerade als wir weiterfahren wollen, kommt eine Fähre in den Hafen. Hier ist richtig
was los. Viele Urlauber nutzen die Fähre für einen Kurztrip nach Dänemark.
Unser nächstes Ziel liegt um die Ecke. Das 134 ha große Naturschutzgebiet “Grüner Brink. Wir
laufen entlang des 2,5 km langen Landstreifen zwischen Deich und Ostsee und lassen Lilly hier toben. Allerdings an der Leine... Sicher ist sicher!
Dann noch ein kurzer Abstecher zum Niobe-Denkmal. Das Schiff Niobe kenterte am 26. Juli 1932 in einer Gewitter Bö und sank in wenigen Minuten im Fehmarnbelt. Dabei kamen 69 Menschen ums Leben, denen hier gedacht wird.
Nachdem wir uns vom Wind auf unserer kleinen Wanderung haben durchpusten lassen und Lilly sich ausgetobt hat, lautet unser nächstes Ziel "Hofcafé Albertsdorf". Ich wollte dort unbedingt die leckeren Torten probieren. Wir bestellen Käse-kuchen und Kaffee. Alles richtig gemacht. Schmeckt! Im Sommer bestimmt noch schöner, wenn man draußen sitzen kann. Hofcafé, Albertsdorf 13, 23769 Fehmarn
Zurück auf dem Campingplatz blättern wir in Zeitschriften (Herr Erdmann hat sich die neue Promobil gekauft) und relaxen. Obwohl wir für meine Verhältnisse heute schon zu viel gegessen haben, meldet sich bei meinem Mann nach 20.00 Uhr "der kleine Hunger". Bis wir umgezogen und in Burg sind, hat die Küche in vielen Lokalen zu, trotz Samstagabend. Bleibt noch Pizzeria oder Imbiss-Bude.
Herr Erdmann möchte aber Fisch - und am besten in dem Lokal von gestern. Dort findet er es so klasse, dass er unbedingt heute nochmal hin will. Passt prima, dann kann ich ja heute Labskaus essen, denn gestern hatte ich schon eine Fischplatte. Herr Erdmann ist glücklich. Die Küche ist noch geöffnet und die nette Bedienung von gestern ist auch wieder da. Essen prima, Portionen sehr groß und lecker! Dazu noch ein Bier oder Alster, damit der Fisch schwimmen kann. Herr Erdmann probiert ganz vorsichtig meinen Labskaus - den kennt er von den Werner-Filmen - ;) und wider Erwarten schmeckt es ihm so gut, dass er glatt die Hälfte mitisst. Ein schöner Abend! Wenn man auf Fehmarn ist, sollte man unbedingt hingehen. Danke Beate für diesen Tipp! Vorreservieren: Telefon: 04371 3163
Theoretisch wollten wir zu den Charchullas in die Surfschule zu einer Music Session. Sind aber zu müde. Es geht zurück zum Campingplatz. Müde und glücklich schlafen wir ein.
Camping Wulfener Hals, 23.9.2018 Sonntag 10-15 C ° ⛅️ 💨☔
Der Tag fängt perfekt an. Morgens um 8.00h sehe ich aus dem Fenster direkt auf die wehende Fehmarn-Flagge, eine Goldene Krone auf blauem Grund. Die vor vielen
Häusern wehende „Goldene Krone im blauen Meer“ wurde 1580 Lehnsfahne der Insel Fehmarn und ist Bestandteil stolzer Fehmaraner Hausbesitzer.
Aber jetzt schnell raus aus der Koje und Frühstück machen. Nach dem ersten Kaffee geht Herr Erdmann Brötchen im Campingshop holen. Lilly hat sich ihren Schlafplatz neben dem Bett eingerichtet und geht jetzt mit zur ersten Runde
über den Platz. Das ist das Schöne am Camping - der Hund kann mit. Schön für den Hund und noch schöner für den Hundebesitzer!
Nach dem Frühstück laufen wir entlang der Steilküste, denn hier ist der ausgewiesene Hundestrand, da darf Lilly toben. Und wenn Lilly Strand und Wasser sieht ist sie nicht mehr zu halten. Mit einer Affengeschwindigkeit flitzt sie über den Strand, sehr zur Belustigung anderer Spaziergänger. Gelegentlich den Bauch kurz ins Wasser legen und dann wieder weiter. Wie in Südafrika ...
Die Steilküste hier in Wulfen erinnert mich an die Küste Rügens, obwohl sie nicht aus weißen Kalkfelsen, sondern aus lehm-brauner Erde ist. Zum ersten Mal registriere ich ganz bewusst die Nistplätze der Schwalben in der Wand. Sieht fast aus wie ein Schweizer Käse.
Überall Einfluglöcher für die Schwalbenpaare, die ihre Junge füttern.
Im Radio habe ich heute gehört, dass die Schwalben jetzt nach Afrika ziehen und dann im Frühjahr zurück kommen - so wie ich.
Leider kündigt sich die nächste Regenfront an. Nachdem das Wetter heute leider nicht allzu freundlich ist, "chillen" wir ein wenig in unserem Mietwohnwagen und stellen fest, dass eine Rund Ecke eine feine Sache ist. Man kann sich vor den Fernseher lümmeln, und fühlt sich wie Zuhause auf der Couch.
Als das Wetter wieder aufklart, fahren wir zum Südstrand in Burgtiefe. Noch ein Tipp von Beate, das Café Sorgenfrei. Wir trinken Tee mit Blick auf den Burger Binnensee.
Leider wird der Blick getrübt, da es wieder anfängt zu regnen. Noch ein kurzer Besuch in der IFA, aber hier findet es Herr Erdmann überhaupt nicht gut. Um ehrlich zu sein, mir gefällt hier auch gar nichts mehr. Zu sehr auf Massenabfertigung eingestellt, ohne persönliche Note. Dazu noch hohe Preise. Aber 5000 Gäste wollen untergebracht werden. Ideal vermutlich für Familien mit Kindern, da der Strand direkt vor der Tür ist. Und natürlich für Kegeltouren außerhalb der Hochsaison. Aber Gott sei Dank findet jeder für sich die richtige Bleibe. Auswahl gibt es ja genug.
Wir schauen nochmals in Charchullas Surfschule vorbei, aber es ist nichts los. Deshalb beschließen wir gemütlich essen zu gehen. Aber wohin?
Ursprünglich wollten wir zur Aalkate, aber mir steht der Sinn heute nicht wieder nach Fisch. Italienisch oder Griechisch muss auch nicht sein. Irgendwas Herzhaftes.
Die Haifischbar in Burg bietet neben Fisch auch Schnitzel und Spareribs an. Das ist es. Genau richtig. Dazu ein großes Alster. Herr Erdmann gönnt sich ein Steak und ein großes Bier dazu. Es schmeckt lecker und die Portionen machen auch zwei satt. Für Lilly nehmen wir ein paar Knochen mit, denn sie muss heute Abend das Mobiliar im Wohnwagen hüten ;).
Zwischenzeitlich sind schon viele Urlauber abgereist. Die Hauptsaison ist vorbei und das gute Wetter auch. Ein super Sommer geht zu Ende. In der Haifischbar erzählt uns die Wirtin, dass die Herbstferien jetzt beginnen und dann neue Gäste die Insel bevölkern. Jetzt wirds langsam kalt.
Ich als alte Frostbeule bevorzuge sommerliche Temperaturen, kurze Hosen und keine dicken Pullis und Mützen. Bei dem Wind musste ich mir gestern eine extra eine Jacke kaufen.
Tja, bei den Windstärken ist das zwar ideales Surferwetter, aber wir sind ja nicht zum Surfen hier. Beim nächsten Mal versuche ich mich vielleicht mal im SUP, Surfen kann ich ja noch so einigermaßen.
Fazit von Herrn Erdmann: Er findet die Insel klasse und er kommt bestimmt wieder. Auch längere Zeit hier zu verbringen könnte er sich vorstellen. Warum ich irgendwann einen "Inselkoller" bekommen habe, kann er gar nicht verstehen. Naja, wenn er mal längere Zeit hier bei Sturm und Kälte wohnen und die Insel nicht verlassen kann, weil die Fehmarnsundbrücke bei Sturm gesperrt wird, dann bin ich gespannt, was er dann sagt.
Mein Fazit: Fehmarn ist immer noch schön und jederzeit eine Reise wert!
Fehmarn - Kassel, 24.9.2018 Wetter: 15 C ° 💨
Die Nacht war sehr stürmisch. Laut Wettervorhersage war Sturm angesagt. Davon habe ich allerdings in meinem kuscheligen Bett nichts mitbekommen. Heute morgen will Herr Erdmann auch nur einen Kaffee. Es ist noch früh, kurz vor 7.00 Uhr. Aber Montagmorgen und 11 Baustellen bis Kassel lassen uns früher aus dem Bett kriechen.
Mit einem Kaffee in der Hand und Blick aufs Wasser nehmen wir Abschied vom Norden. Koffer haben wir schon gestern Abend gepackt und so können wir direkt starten. Die Schranke am Campingplatz öffnet erst ab 7.00 Uhr. Wenn wir früher hätten fahren wollen, hätten wir unser Auto vor der Schranke parken können. Herr Erdmann gibt den Schlüssel ab und jetzt geht es wieder Richtung Heimat. Trotz Staumeldungen kommen wir relativ gut voran. Ich richte es mir gemütlich auf dem Beifahrersitz ein und schlafe noch ein Ründchen.
Das war ein sehr schönes, leider viel zu kurzes Wochenende. Trotzdem hatte ich das Gefühl, eine Woche Urlaub gemacht zu haben!
10 Dinge, die ich auf Fehmarn gelernt habe:
1. Nutze jede Gelegenheit die sich dir bietet.
2. Zum Glücklichsein braucht man nicht viel.
3. Auf Fehmarn ist immer Wind!
4. Wer seine Mütze Zuhause vergisst, ist selber schuld.
5. Trotz kleinstem Koffer hätte auch die Hälfte der Kleider genügt
6. Geniesse einfach den Tag
7. Gute, erliche Küche schmeckt prima und ist einfach lecker.
8. Nichtstun ist sehr entspannend
9. Am Strand zu sitzen und nur aufs Wasser schauen ist nicht langweilig
10. Mit Familie und Hund ist das Leben lebenswert