Nur das Unbekannte ängstigt den Menschen. Sobald man ihm die Stirn bietet, ist es schon kein Unbekanntes mehr Antoine de Saint-Exupéry
Wismar, 19.4.2015
Mit dem Pkw fahre ich Richtung Wismar, ins Wyndham Hotel. Liegt ca. 5km außerhalb, mitten im Industriegebiet. Ab morgen nehme ich hier an einem Gesundheitskurs teil, der von der Krankenkasse
bezuschusst wird. Rückenschule & Muskelentspannung. Man tut sich was Gutes und das noch auf Kosten der Krankenkasse. Was will man mehr.
Da der Kurs erst morgen beginnt, bummel' ich durch Wismar. Der Stadtkern ist relativ klein und ich folge dem Stadtführer und schaue mir die Sehenswürdigkeiten an. Sogar von oben genieße ich einen
Blick über die Stadt von der St. Georgen Kirche. 😏
Die UNESCO-Welterbe und Hansestadt Wismar ist geprägt von Hafen, Fischerei und Hanse, den sorgsam restaurierten Bürgerhäusern, dem einzigartigen Marktplatz mit seinen Cafés, den Denkmälern der Backsteingotik und Kopfsteinpflaster. Mit 10.000 m² Fläche ist der Marktplatz einer der größten in Norddeutschland.
Hier befindet sich auch das Rathaus. 1807 stürzte der linke Flügel des spätgotischen Vorgängerbaus ein. Das Rathaus wurde im klassizis-tischen Stil von 1817 bis 1819
wiederaufgebaut. Die noch brauchbaren gotischen Gebäudereste wurden in den Neubau einbezogen. Zu bewundern ist dort die von 1580 bis 1602 nach den Plänen des niederländischen Baumeisters
Philipp Brandin aus Utrecht im Stil der holländischen Renaissance erbaute Wasserkunst, die bis 1897 zur Trinkwasserversorgung der Stadt diente. Heute ist der Brunnen nur noch eine wunderschöne
Sehenswürdigkeit
Am Marktplatz steht auch der „Alte Schwede“, der um 1380 erbaut wurde. Früher ein Wohn- und Geschäftshaus, seit 1878 eine Gastwirtschaft, die den Namen „Alter Schwede“ trägt. (Zur Erinnerung an die Wismarer Schwedenzeit von 1648 bis 1803).
Weiter geht's zur Krämerstraße. Hier steht das Stammhaus der Karstadt AG, 1881 von Rudolph Karstadt gegründet, mit nur einem Angestellten. Er führte auch die damals noch unübliche Geschäftspolitik der Barzahlung ein. Die Krämerstraße mit ihren vielen sehenswerten Giebelhäusern weist auf die früheren "Krämerläden" hin. Das Schabbellhaus ebenfalls von Philipp Brandin als Brauhaus und Wohnhaus für den späteren Wismarer Bürgermeister Hinrich Schabbell errichtet, wurde leider renoviert und von Bauzäunen verdeckt.
Die Silhouette der Stadt wird geprägt von drei mittelalterlichen Backsteinkathedralen. St. Nikolai, St. Georgen und St. Marien Kirche.
St. Nikolai-Kirche
St. Nikolai war die Kirche der Schiffer und Fahrensleute. Ihr hohes Mittelschiff ist das vierthöchste Kirchenschiff Deutschlands mit 37 m. Im 14. Jahrhundert begann man mit dem Bau der heutigen Kirche. 1703 fiel der Turm einem Orkan zum Opfer. Durch den Einsturz wurden auch große Teile der Inneneinrichtung zerstört, die anschließend im Barockstil ersetzt wurden. Die Kirche beherbergt eine Vielzahl von kunstvollen Ausstattungsstücken.
St. Georgen Kirche
Die St. Georgen Kirche ist eine der 3 Großkirchen in Wismar in norddeutscher Backsteingotik. Die Ursprünge der St. Georgen-Kirche liegen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. In ihrer heutigen Form entstand sie etwa zwischen etwa 1440 und 1550 als dreischiffige Basilika mit Querhaus und war die Kirche der Handwerker und Gewerbetreibenden. Der Turm wurde nie vollendet. Die Kirche mehrfach verändert und 1594 fertig gestellt. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt. Seit 1990 findet der Wieder-aufbau statt. Auf dem 36 Meter hohen Turm kann man einen 360° Ausblick über die Stadt und die Umgebung genießen.
Die Marienkirche
Die Sankt Marienkirche liegt im Zentrum der Altstadt zwischen Marktplatz und Fürstenhof und ist die höchste der drei Stadtkirchen. Die ehemalige Hauptpfarrkirche
& Ratskirche wurde wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut. Über die bereits vorhandene Kirche wurde Anfang des 14. Jahrhunderts eine doppelt so große und doppelt so
hohe Kirche errichtet. Der 80 Meter hohe Turm der Marienkirche ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen und gehört zu den ältesten Bauwerken Wismars. Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche beschädigt und 1960 gesprengt. Bis dahin galt sie als eine der schönsten
Backsteinkirchen im norddeutschen Raum.
Das Archidiakonat
Um 1450 wurde es als ehemaliges Wohnhaus des Archidiakons (bischöflicher Stellvertreter in der Kirche des Mittelalters) im Stil der norddeutschen Backsteingotik
errichtet. Wie auch viele andere gotische Bauwerke rund um den Marienkirchturm wurde das Archidiakonat im letzten Weltkrieg stark beschädigt und mit erheblichem Aufwand rekonstruiert. Der
Staffelgiebel an der Nordseite ist von besonderer Bedeutung und mit Windlöchern verzierte, was insbesondere bei Sonnenschein sehr schön
aussieht.
Der Fürstenhof
Von 1256 bis 1358 war der Fürstenhof die Hauptresidenz der mecklenburgischen Herzöge. Er setzt sich aus zwei rechtwinklig zueinanderstehenden Flügeln zusammen. Das „Alte Haus“, (Westflügel) entstand 1512/13 und ist noch den spätgotischen Gestaltungsprinzipien erbaut. Das „Neue Haus“ in den Jahren 1553 bis 1555 wurde im Stil der italienischen Renaissance erbaut und mit plastischem Kalkstein- und Terrakottaschmuck reich verziert. Die drei Geschosse werden durch figürliche Friese voneinander runterschieden. Auch die Portale der Tordurchfahrt wurden reich verziert. Nachdem Wismar an die schwedische Krone 1648 fiel, wurde das höchste schwedische Gericht (Tribunal) im Fürstenhof für die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland eingerichtet.
Und heute zeugt das Schild "Amtsgericht" wohl davon, dass hier noch immer "Recht" gesprochen wird.
Nachdem ich die Stadt von oben und von unten angesehen habe, gönne ich mir im Hotel einen Aperol Spritz. Den habe ich mir redlich verdient. Prost!
Wer nicht nur WISMAR ansehen will, sondern auch Lust hat die Gegend zu erkunden, der geht weiter auf
ERKUNDUNGSTOUR
Insel Poel, 20.4.2015
Unser Kurs ist nur heute Vormittag und am Nachmittag bleibt somit genügend Zeit, die Gegend zu erkunden.
Mein Ziel ist die Insel Poel, mit 36 km² die siebtgrößte deutsche Insel, nicht weit von Wismar gelegen.
Das Ausflugsschiff ist bereits weg, aber es gibt die Möglichkeit, über einen befahrbaren Damm auf die Insel zu fahren. Leicht zu finden, ist gut ausgeschildert.
Der Hauptort der Gemeinde ist Kirchdorf, am Ende der Bucht des Kirchsees gelegen. Der kleinste Ort Seedorf hat nur 10 Einwohner. Wegen der strategisch günstigen Lage
haben sich deutsche und schwedische Könige sowie Fürsten und Generäle um die kleine Insel gestritten. Auch die Piraten um Klaus Störtebeker.
Bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990, nutzte die Nationale Volksarmee der DDR die Steilküste als Horchposten Richtung Westen. Manch Poeler hat das Kaiserreich, die Weimarer Republik, das Dritte Reich und die DDR bis zur Wiedervereinigung miterlebt.
Aber ich lasse mich lieber von der schönen Landschaft beeindrucken und bummele am Hafen und an der Festung entlang, bevor ich mich wieder auf den Weg
mache, zurück ins Hotel. Vorher gönne ich mir aber noch einen Kaffee und Kuchen. Das muss sein!
Warnemünde, 21.4.2015
Warnemünde ist ein Ortsteil der Hansestadt Rostock an der nördlichen Mündung des Flusses
Warnow
gelegen. Daher kommt der Name Warnemünde. Hier pulsiert das Leben. Fischkutter und Fahrgastschiffe, Yachthafen und Hafeneinfahrt, historische Häuser, eine kilometerlange Promenade mit Boutiquen, Restaurants und
maritimen Kneipen. Oder am Passagier Kai, wo von April bis Oktober manchmal 3x am Tag Kreuzfahrschiffe aus aller Welt ein- oder auslaufen. Da die AIDA Cruises in Rostock ihren Sitz
hat, sind diese Schiffe öfter hier zu sehen. Ein beeindruckendes Schauspiel, das sich dann bietet.
Da die Fahrt von Wismar nach Warnemünde etwa eine Stunde dauert, habe ich leider nicht genügend Zeit, mir dieses Schauspiel anzusehen. Ich schaue mir den 1898 erbauten 30m hohen Leuchtturm und der über Grenzen bekannte "Teepott" an, bummele die Strandpromenade entlang und genieße einen Krabbencocktail in einem der Fischlokale. Dazu einen leichten, trockenen Weißwein. Ein klitzekleines Glas. Ich muss ja noch fahren. ;)
Vorher gehe ich natürlich noch zum ca. 100 m breiten und ca. 5 km langen, feinsandigen Ostseestrand!
Schwerin, 22.4.2015
Irmi, eine der Kursteilnehmerinnen und ich beschließen, den Nachmittags-Kurs bei unserem russischen "Macho-Kursleiter" ausfallen zu lassen und lieber die die alte Residenzstadt der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin und zweitgrößte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns einen Besuch abzustatten.
Unübersehbar sind das Schweriner Schloss, auf einer Insel im Schweriner See gelegen und eines der bedeutendsten Baudenkmäler des Historismus in Deutschland. Es wurde im 16. Jahrhundert von einer Burg zu einem prunkvollen Renaissanceschloss umgebaut. die Lage des Schweriner Schlosses auf der Schlossinselmacht seinen Reiz aus. Da es allerdings Sitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern sowie zahlreicher Landesinstitutionen und Behörden ist, ist eine Besichtigung nicht möglich. Sehr schade!
Mehrere Gärten wurden um das Schloss angelegt, die im 17. und 18. Jahrhundert erweitert wurden. Im 19. Jahrhundert wurde der Park erweitert und im Stil französischer Barockgärten umgestaltet . 2009 fand hier die Bundesgartenschau statt. Im Schlosspavillon, in dem sich ein Café befindet, lassen wir uns Kaffee und Kuchen schmecken, bevor wir zu einer Rundfahrt mit dem Sightseeing-Bus starten. Wir haben ganz oben Plätze in der ersten Reihe und somit den besten Blick.
Nachdem wir genügend gesehen haben, fahren wir zurück ins Hotel und lassen uns mit einem leckeren Abendessen verwöhnen! Nach dem Essen noch eine kurze Runde im Schwimmbad drehen und in die Sauna, dann ist Schlafenszeit!
Wismar, 23.4.2015
Herr Erdmann kommt mit dem Wohnmobil nach, damit wir das Wochenende hier verbringen können.
Vorher machen wir einen kleinen Stadtbummel in Wismar, Erdmännchen isst ein Fischbrötchen -direkt vom Kutter- dann gehts noch zum Schwedenhaus im Hafen und
anschließend trinken wir Kaffee in der Fußgängerzone.
Wismar ist super! Hier könnte ich mir vorstellen zu wohnen. Klein, nett und überschaubar.
In der Nähe des Hafens gibt es einen WoMo Stellplatz, super gelegen zur Innenstadt. Aber wenn Herr Erdmann schon so weit fährt, um an die Ostsee zu fahren, dann soll er auch mit Blick auf die Ostsee morgen früh aufwachen...
Zwischen Wismar und dem Ostseebad Boltenhagen in einem ursprünglichen Stück Natur - der Wohlenberger Wiek - finden wir einen Campingplatz, der den Namen "Liebeslaube" trägt. Sicher noch aus DDR-Zeiten...
... und viel geändert hat sich in der Zwischenzeit anscheinend auch nicht. Das Essen aus
dem " Italienischen Restaurant", eigentlich eher ein Imbiss mit ein paar Tischen davor, servierte eine teure Pizza, die den Namen nicht verdient hat. Dann gehe ich lieber hungrig ins Bett. Naja,
aber wir haben wenigstens den Blick auf's Wasser und morgen suchen wir uns was Vernünftiges. Mir macht das nichts, aber es tut mir leid für Herrn Erdmann. Weit gefahren und dann nichts
Anständiges zu Essen. :(
Kosten:
Raststätte 23,26 €
Tanken 64,41€,
Fisch 4,00 €, Café 10,00 €, Pizza 26,00 €
Einkauf 24,55 €
Zubehör 6,77 €
CP Liebeslaube, Wohlenberger Wiek 1, 23968 Hohenkirchen, 16,00
€
Start: 36.965 km
Ende: 37.595 km
TKM: 630 km
Boltenhagen, 24.04.2015
Super Sonnenschein, ideal für mein Vorhaben, Herrn Erdmann Boltenhagen zu zeigen und an den Strand zu gehen. Da erst am 1. Mai die Saison beginnt, müssen wir keine
Kurtaxe zahlen und bekommen sogar noch einen kostenfreien Strandkorb angeboten, wo wir unseren Kaffee trinken und die Nase in die Sonne halten.
Boltenhagen hat eine kleine, hübsche Strandpromenade und einige Stellplätze. Wir entschließen uns jedoch, einen schönen Campingplatz mit Seeblick zu suchen und
finden ihn in Zierow, ganz in der Nähe des Hotels, wo mein Kurs stattgefunden hat.
Wir stehen in der ersten Reihe (da die vorderen Plätze wegen neuem Rasen noch gesperrt sind) und genießen den Blick auf die Ostsee. Alles ist sehr sauber und gepflegt und der Platz sehr schön angelegt. Hier könnte man ein paar Tage bleiben und seinen Urlaub genießen. Der Platz bietet zusätzlich noch
Schwimmbad und sogar Massagen an. Fast wie im Hotel. Vielleicht kommen wir ja mal ein paar Tage hierher. Lohnt sich!
Vor dem Campingplatz gibt es auch einige Stellplätze für WoMo's. (dann gibt's aber keinen Ostseeblick ;)
CP Ostsee, 23968 Zierow GPS: 53°55'59", 11° 22'24"
Kosten:
Café/Getränke 7,10 €, Wurst 2,50 €
Einkauf 7,88 €
Parken 4,00+ 4,00 €
CP 18,00 €
Start: 37.595 km
Ende: 37.628 km
TKM: 33 km
Zierow - nach Hause, 25.4.2015
Leider meint es das Wetter nicht mehr gut mit uns und der Regen hat seit gestern Abend nicht mehr aufgehört. Deshalb entschließen wir uns, die
Heimreise anzutreten. Vor uns liegen ca. 600 km - mit dem Wohnmobil kann man schließlich nicht mit 200 Sachen über die Autobahn brettern.
(Würde mein Mann aber sicherlich tun, wenn es das Wohnmobil hergeben würde, da bin ich mir sicher). Gegen Abend und komplett geschafft, landen wir wieder in unserem "Heimathafen".
Schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten. Aber wir kommen wieder!!!
Start: 37.628 km
Ende: 38.227 km
TK: 599 km
Reise Total: 1262 km
Gesamtkosten: 195,21 € + Tanken
10 Dinge, die ich in Wismar gelernt habe:
1. Nutze die Gelegenheit, wenn sie sich dir bietet (Kursangebot der Krankenkasse)
2. Was für die Gesundheit zu tun, gibt einem ein tolles Gefühl
3. Allein zu fahren ist kein Problem, vor Ort finden sich Gleichgesinnte
4. Nimm dir ein gutes Buch mit
5. Trau dich zu sagen, wenn dir was nicht gefällt
6. Unternimm was, wenn du was ändern willst
7. Ein Glas Aperol macht das Leben schön
8. Früh schlafen gehen ist gut für die "Schönheit" ;)
9. Gutes Essen hebt entscheidend die Stimmung
10. Die neuen Bundesländer sind einfach schön
PS. Wismar gehört zu den 20 beliebtesten Ostsee-Städten