14 Tage unterwegs am Western Cape
Wer noch nicht da war, der will nach Südafrika. Und nicht nur wegen der großartigen Landschaften, den excellenten Lichtverhältnissen und der fantastischen Tierwelt. Und wer einmal hier war, der kommt immer wieder.
Wir bekommen Besuch - mein Sohn, der in Südafrika zu Schule gegangen ist und jetzt einem alten Freund aus Kindergartentagen, auch mal seine "Afrikanische Heimat" zeigen will. Natürlich kennt mein Sohn schon die meisten der Ziele, die wir hier besuchen. Aber natürlich wollen wir die wunderschöne Region des Western Cape auch seinem Kumpel zeigen. Begleitet uns auf dieser Reise und verbringt ein paar sonnige Tage in Südafrika. Viel Spaß!
Somerset West - Küstenfahrt, 20.03.2022 Wetter: 25°C ☀️
Tagesziel: Ankommen und erste Erkundungsfahrt
Ich kann ich es kaum erwarten, bis die Jungs durch die Passkontrolle sind und ich sie endlich in den Arm nehmen kann. Immerhin habe ich meinen Sohn fast fünf Monate nicht gesehen. Aber kaum angekommen, fällt seinem Freund auf, dass er seinen Rucksack im Flieger liegen gelassen hat. Also schnell zurück ....
Mein Mann und mein Sohn gehen schon mal "vor", um vor dem Airport eine Zigarette zu rauchen. Denn innerhalb des Flughafens ist das strengstens verboten. Endlich sind wir komplett und es kann losgehen. Zunächst nach Somerset, Koffer abstellen, frisch machen und was trinken. Danach heißt es keine Zeit zu verlieren, denn die beiden haben Hunger und was liegt da näher, als direkt zum Lourensford Wein Estate zu gehen - denn da ist heute Markt.
Was ist der Lourensford Market? Ein Shop in Shop Markt, wo die Bauern bzw. Farmer ihre Waren anbieten. Aber es wäre nicht Südafrika, wenn es nicht etwas Besonderes wäre. Es ist "the Helderberg Place to be". Angesagter Treffpunkt für Jung und Alt am Wochenende. Ein schönes, altes Weingut mit einem großen, wunderschön angelegtem Garten.
Nicht nur viele Geschäfte und Galerien ziehen die Besucher an, sondern insbesondere der "Food Market". Kleine, individuelle Stände mit allerlei Handwerkskunst und internationale Food Stände machen Lourensford zu einem Erlebnis. Bei Live-Musik kann man hier richtig gut chillen, gut essen und trinken. Aber hier kann man nicht nur stöbern, sondern auch die Classic Cars in der Ausstellung anschauen. Wenn man in die Ausstellung kommt, schlägt das Männerherz meist höher, denn sie sehen "rot". Viele der Classic Cars sind Ferraris, aber auch andere Oldtimer und Motorräder sind zu sehen. Die meisten der Autos werden in Film und Werbeaufnahmen eingesetzt. Und bei Abru - in der Ausstellungshalle - gibt es zudem verschiedene Biersorten vom Fass und superleckeren Cherry Cider. In Hessen kennt man Äppelwoi, aber der Cider hier schmeckt nochmal ganz anders. Man kann sich richtig dran gewöhnen. Die Jungs holen für den kleinen Hunger verschiedene kleine Hamburger-Variationen und Spareribs. Baie lekker - wie man hier sagt.Das war schon mal ein super Start für einen gelungenen Urlaub!
Küstenfahrt
Da der Flieger aus Deutschland schon immer morgens sehr früh ankommt, man auch keinen Jetlag hat, da es keine Zeitverschiebung gibt, können wir direkt zu einer kleinen Tour entlang der Küste starten, nachdem jetzt alle gut gestärkt sind.
Zunächst geht die Fahrt nach Strand, um schon mal Meer und Sandstrand zu sehen. Weiter nach Gordons Bay - ohne Stopp - vorbei am Bikini Beach, bis wir auf der zweit schönsten Küstenstraße der Welt sind. Dem Clarence Drive, einem Gebirgspass, der von der R44 zwischen Gordon's Bay und Rooi-Els überquert wird. Die 22 km lange Küstenstraße bietet einen tollen Panoramablick auf die False Bay und die Küste. In der Ferne sind der Tafelberg und die Kap Halbinsel zu sehen.
Weiter gehts vorbei an Rooi Els, Pringle Bay nach Bettys Bay zu den Pinguinen. Zwei Kolonien sind von Simonstown abgewandert und haben jetzt hier ihr neues Zuhause gefunden. Meiner Ansicht nach, ist Stony Point, wo die Pinguine ihr Zuhause haben, weitaus schöner als das touristische Simonstown. Leider hat sich das zwischenzeitlich auch bei Touristen herumgesprochen...
Die von Cape Nature betreute Pinguinkolonie am Stony Point ist die drittgrößte Brutkolonie Afrikanischer Pinguine weltweit und verzeichnet einen messbaren Zuwachs an Brutpaaren. Ein sorgfältig angelegter Steg ermöglicht es, die Pinguine in ihrem natürlichen Lebensraum aus nächster Nähe zu beobachten. Teilweise kommen die kleinen Frackträger bis zum Parkplatz, sodass man sie "theoretisch" streicheln könnte. Aber eben nur "theoretisch", denn sie hacken mit ihren Schnäbeln fest zu.
In der Kolonie leben auch drei verschiedene Kormoranarten: der Kronenkormoran, der Kapkormoran und der Uferkormoran, die alle auf den äußeren Felsen brüten. Außerdem gibt es Hartlaub- und
Seemöwen, die in der Kolonie auf Nahrungssuche sind, während die Felsenhyraxe, besser bekannt als Dassie, auf den umliegenden Felsen anzutreffen sind. Sie sehen aus, wie zu groß gewordene
Goldhamster. Die Klippschliefer, wie sie richtig heißen, sind tatsächlich verwandt mit den Elefanten.
Glaubt man nicht? Nachzulesen in jedem Tierlexikon oder Frau Google fragen...
Auf der Heimfahrt machen wir mehrere Foto-Stopps entlang der Küste mit Blick zurück auf den menschenleeren Strand von Rooi Els. Theoretisch könnte man ständig anhalten, um wieder einen anderen grandiosen Ausblick im Bild festzuhalten. Deshalb sollte man auch auf der Hinfahrt nur einen kurzen halt hinter der Brücke machen, zu den Felsen runter laufen, hochklettern und von den Felsen den Blick zu genießen.
Bei schlechtem Wetter können hier die Wellen, die sich an den Felsen brechen, bis zu 12 m hoch werden. Das ist dann ein gigantisches Schauspiel. Aber wir haben Hochsommer und Sonnenschein.
Deshalb ist unser nächster Halt der Pitstop - Grill Shack. Normalerweise würden wir hier im Garten sitzen und etwas essen oder trinken, aber uns zieht es zurück nach Gordons Bay. Ziel, die Hafenkneipe Thirsty Oyster - hier gibt es das erste Savanna. Für die, die es nicht kennen: Es handelt sich um eine Art Cider und ist sehr beliebt.
Dazu den besten frischen Fisch, mit Knoblauch- oder Zitronensauce und knackigem Gemüse. Die Portionen sind so groß, dass ich es kaum schaffe. Aber sowas von lecker, da kann man nichts liegen lassen.
Nach dem Essen geht es zurück nach Hause, denn man darf nicht vergessen, die beiden Jungs sind seit gestern unterwegs. Noch ein Drink zuhause, dann ist der erste Tag bereits vorbei. Gordons Bay und Strand stehen dann an einem anderen Tag auf der Sightseeing-Liste.
Gordons Bay & False Bay
Es ist ein kleiner Badeort am östlichen Ende der False Bay. An den Hängen finden sich Villen, die teils in die Berge gebaut sind und auf abenteuerlichen Stelzen stehen. Allerdings bläst hier ein ziemlicher Wind. Der Naturstrand, umgeben von felsigen Stein. Ideal für lange Strandspaziergänge.
Wer lieber "rumliegen" möchte, bevorzugt den weißsandigen Bikini Beach, der besonders windgeschützt und badegeeignet ist. Allerdings belagert von einheimischen Großfamilien, zumindest an Wochenenden und in Ferienzeiten. Hier wird Wohnzimmer und Küche und dann komplett nach draußen verlegt.
Fährt man auf der Beach Road durch Gordon's Bay am Hafen vorbei, gelangt man auf den Clarence Drive, eine der schönsten Küstenstraßen der Welt. Richtung Kleinmond windet sich die R44 an der atemberaubenden Steilküste entlang. Ich finde diesen Abschnitt zwischen Gordons Bay und Kleinmond wunderschön und für einen kleinen Ausflug - nicht nur Sonntags - ideal.
Kurz hinter der Steenbras River Brücke empfehle ich unbedingt anzuhalten und bis runter zu den Felsen zu laufen. Besser noch auf die Felsen hochzukrabbeln und den sagenhaften Blick zu genießen. Bei schlechterem Wetter sind die Wellen bis zu 12 m hoch und besonders beeindruckend. In der Walsaison sind hier auch öfter Wale zu beobachten. Hinter der Steenbras Mündung beginnt Kogelbaai, einer der schönsten Strände am Kap mit besonders guten Surfmöglichkeiten. Ein Picknickplatz mit schattigen Bäumen sowie ein Camping Resort laden zu einem Zwischenstopp ein. (Anmerkung: Baustelle im März 2018). Oder man fährt gleich weiter Richtung Kleinmond.
Aber auch Gordons Bay allein ist ein Besuch wert. An der Beachfront Promenade reihen sich Cafés, Fischrestaurants und daneben der Bücherladen und ein kurioser Souvenir-Muschelladen. In beide Läden sollte man unbedingt mal reingehen...
Wer Lust hat Boot zu fahren oder eine Hochsee-Angeltour zu machen, der ist im Yachthafen richtig. Hier sind auch ein paar urige Kneipen, die Sonntags oftmals Live-Music anbieten.
Hinter Gordon's Bay steigt die N2 steil an und führt zum 403 m hohen Sir Lowry's Pass hinauf. Der Pass, der über die Hottentots Holland Berge führt, wurde 1838 eröffnet. Er hatte eine besondere Bedeutung für die Besiedlung der Overberg Region. Einen besonders schönen Blick hat man von der Passhöhe auf die False Bay. Ebenfalls bietet sich ein super Ausblick von der Wasserstation.
Warum Südafrika?
Aber was ist so besonders, dass alle ans schönste Ende der Welt wollen? Es gibt Berge, Meer und Wüste. Pulsierende Städte und Naturparks, Weinanbaugebiete und eine Küche, geprägt von den Einwanderern dieser Welt - kombiniert mit einheimischen Köstlichkeiten. Die Mischung macht's. Alles in Allem - Südafrika ist einfach Weltklasse und Kapstadt gehört zu den schönsten Städten der Welt.
Das war nicht immer so. Die San, Buschmänner und Ureinwohner des Landes, hatten sich vor ca. 20.000 Jahren ein schönes Plätzchen am unteren Zipfel des Landes gesucht, bis Jan van Riebeeck auf dem Seeweg hier vorbeikam und es als den idealen Versorgungsort für die Handelsschiffe der Ostindien-Kompanie erklärte. Die Bucht um den Tafelberg war geschützt, ideal am Meer gelegen und durch die Seeluft waren die Böden sehr fruchtbar und ertragreich. Ein idealer Standort.
Die San, die ein eher friedliebendes Volk sind, wurden vertrieben oder als Sklaven gehalten.
Ihre Vertreibung begann allerdings bereits im 17. Jahrhundert, als die Bantu nach Südafrika übersiedelten. Sie waren Viehzüchter und beanspruchten das fruchtbare Land um die Kap Region für sich. Die friedliebenden San waren gegen die kämpferischen Bantuvölker eher chancenlos und viele zogen immer weiter in trockenere Gebiete ins Landesinnere, wo sie zum Teil noch heute in ihren Dörfern in der Kalahari anzutreffen sind. Ihre Kenntnisse über Pflanzen, Heilkräuter und Flora und Fauna war so groß, dass sie in der Lage waren auch in dieser Region zu überleben. Die Männer gingen auf die Jagd oder stellten Fallen und waren große Spurenleser. Die Frauen waren für das Sammeln und Zubereiten der Pflanzen und Früchte zuständig.
Auch die Khoi (Khoikhoi) waren verschiedene Nomadenvölker, die ebenfalls in der Kap Gegend ansässig waren und hauptsächlich Viehherden besaßen. Sie betrieben sehr regen Tauschhandel. Als die Europäer mit ihren Schiffen kamen, waren sie zunächst willkommene Tauschpartner. Als sie jedoch kein Interesse zeigten hier weitere Aufbauarbeit in der Landwirtschaft zu leisten gab's Ärger im Paradies. Die Europäer nannten Einwohner mit Vieh " Hottentotten" und die anderen Einwohner "Buschmänner".
Doch zunächst landete zufällig der Portugiese Bartholomeu Dias bei Sturm am 3. Februar 1488 in der Bucht von Mossel Bay, auf einer Expeditionsreise Richtung Osten. Weihnachten 1497 segelte Vasco da Gama um das Kap und begründete mit seinen Verbindungen zum Indischen Ozean die Gewürzroute. Das Kap war jedoch wegen seiner unberechenbaren Stürme gefürchtet.
Dann übernahmen die Engländer und Holländer die Führung im Handel mit Asien. Als dann 1647 ein holländisches Handelsschiff auf Grund lief mussten 62 Matrosen hier bleiben, bis man sie wieder abholen wollte. Einer unter der Schiffsbesatzung war der Holländer Jan van Riebeeck. Als der junge van Riebeeck nicht mehr genügend Arbeitskräfte hatte, musste er Sklaven aus Madagaskar und Java "importieren", um Obst und Gemüse anzubauen. Auch Weintrauben gehörten dazu und 1659 wurde dann erstmals Wein am Kap gepresst. Heute gehört die Weinbauregion rund ums Kap zu den Highlights jeder Rundreise.
Als van Riebbeck das Kap verließ, hatten zwischenzeitlich Europäer, Sklaven aus Asien und Afrika das Kap besiedelt und es gab Farmen entlang der Halbinsel. Bad gab es Straßen und Gebäude und das war der Beginn von Kapstadt, das heute noch "Mother City" genannt wird. Die Briten machten dem Spuk dann ein Ende und erklärten Südafrika zur Kronkolonie und die Sklaverei zur Vergangenheit. Übrig blieb ein Schmelztiegel aus Afrikanern, Indern, Malaien, Indonesiern und Europäern. Die Schwarzen, die Weißen und die Coloureds, die einen Anteil von 50% der Bevölkerung ausmachen.
Wer die Stadt in ihrer vollen Pracht sehen will, dem bleibt gar nichts anderes übrig, als auf den Berg zu gehen oder zu fahren. Mit der Seilbahn kommt man auf den 1087 m hohen Tafelberg, der häufig so aussieht, als hätte man ein weißes Tischtuch auf die Tafel gelegt. Umrahmt von Wolken, die dann den atemberaubenden Blick auf die Bucht versperrt und auf Robben Island, wo Nelson Mandela bis zu seiner Entlassung inhaftiert war.
Fast genauso gut und kostenfrei kann man den Blick vom gegenüber liegenden Signal Hill genießen. Am schönsten am späten Nachmittag mit einer Flasche Wein im Gepäck und von dort dann den "Sundowner" mit dem Blick auf die Bucht genießen. Von hier kommt man entweder zurück in die City oder man macht einen kurzen Abstecher nach Camps Bay. Hier muss man einfach mal hin. Sehen und gesehen werden, lautet eindeutig hier das Motto. Am Strand werden öfters Fotoaufnahmen für Modemagazine gemacht oder Filmszenen gedreht. (Sogar einmal für einen Bollywood Film ;) Wer also hip sein will, der kommt an Camps Bay, den teuren Autos und den hübschen Mädchen gar nicht vorbei.
Mindestens genauso schick ist die Waterfront. Mächtig aufgerüstet zur Weltmeisterschaft finden sich hier unter dem Riesenrad jede Menge Restaurants für jeden Geschmack. Um das Hafenbecken herrscht Gewimmel zwischen den vielen Geschäften und Souvenir Shops. Ein beliebter Treffpunkt der deutschen Community war das Paulaner Brauhaus gegenüber vom Clock Tower, wo die Schiffe nach Robben Island abfahren. Leider hat das Lokal 2012 dicht gemacht.
Einen Sundowner kann man auf einem Katamaran bei einer Fahrt durch die Bucht genießen. Wein bis zum abwinken - für den, der's mag. Es gibt zwar keinen schlechten Wein, aber hat mit den besonderen Lagen, die auf den Weingütern angeboten werden wenig zu tun. ;)
Aber auch tagsüber kann man stundenlang durch die Malls an der Waterfront streifen und sich in den vielen kleinen Geschäften und Boutiquen umsehen. Vermutlich gibt es hier nichts, was es nicht gibt. Edle Designer, afrikanische Modelabels, Handwerkskunst und jede Menge "Fresstempel". Einfach gigantisch und ideal für einen Tag bei schlechtem Wetter.
Bummeln und shoppen kann man auch in der Long Street, die sich durch die Stadt zieht. Aber auch hier haben zwischenzeitlich einige Straßenhändler ihre Stände aufgebaut, die stark an unsere "Flohmarkt-Shops" erinnern und Massenware anbieten. Das war vor der WM noch anders. Da haben hier verschiedenste Künstler oder Handwerker ihre Waren angeboten und man konnte oftmals noch zusehen, wie sie die kleinen Souvenirs hergestellt haben. Gleiches gilt für die vielen kleinen Cafés und einheimische Restaurants, die zwischenzeitlich einigen großen, auf Touristen abgestimmte Kettenlokalen gewichen sind. Trotzdem - wenn Sie es nicht anders kennen, werden Sie diese Stadt trotzdem sofort lieben. Spätestens wenn Sie abends durch die quirligen Straßen geschlendert sind und überall fröhliche Menschen und Musik zu hören ist, wollen Sie nicht mehr zurück. Viele werden dann vom sogenannten "Afrika-Virus" gepackt und kommen immer wieder.
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